Am 8. Mai 1889 heiratete Carolin Alice Roberts, die Tochter eines in den Adelsstand erhobenen Generalmajors der britischen Armee, ihren Klavierlehrer Edward Elgar. Sie hatte ihn 1886 kennengelernt. Ihre Familie war gegen diese Beziehung. Der zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unbekannte Elgar erfüllte ihre Standesvorstellungen nicht, entstammte er als Sohn eines Musikalienhändlers doch lediglich der Lower-Middle-Class. Dazu war er auch noch Katholik, was ihn in den Augen streng anglikanischen Familie zusätzlich disqualifizierte. Alice setzte sich jedoch gegen den Widerstand aus der Verwandtschaft durch.

Nachdem sie im (katholischen) Brompton Oratory in London den Bund fürs Leben geschlossen hatten, verbrachten sie ihre Flitterwochen auf der Isle of Wight, bevor sie am 28.Mai 1889 nach London fuhren, wo sie sich – dies war schon länger in Planung gewesen – niederließen. Dort wollte Elgar seine Kariere als Komponist vorantreiben. Die Elgars wohnten in Häusern in Kensington und Upper Norwood und nutzten die kulturellen Angebote der Hauptstadt. Elgar komponierte – wenngleich nicht viel und schon gar nichts Außergewöhnliches. In einem Brief an Frank Webb, der einer seiner Schüler und Freunde war, schrieb er im Juli des Jahres: „I have lucid intervals at times and I fear this is not one.“

Den Sommer verbrachten Elgar und Alice in und um Worcester. Hier kam Elgar zu dem Entschluss, dass er seine Karriere wohl am besten mit einem Werk für Chor und Orchester voranbringen würde, und begann damit, nachdem er die Ballade „The Black Knight“ von Longfellow (eine Übertragung von Uhlands „Der schwarze Ritter“) als Libretto ausgewählt hatte, Notizen zu einem Werk dieses Formates zu machen. Eine vollendete Komposition entwickelte sich daraus jedoch (noch) nicht und Elgar notierte in sein Tagebuch: „blank hopeless“.

Wieder in London hieß es Klinkenputzen in der Musikwelt. Elgar klapperte Dirigenten und Verlagshäuser ab, ohne dass sich daraus Substanzielles ergab. Er komponierte auch. Nun entstanden Lieder, Partsongs, Violinstücke und die Vesper Voluntaries für Orgel. Am 1. Januar 1890 erhielt Elgar gleichsam aus dem Nichts einem Brief vom Worcester Festival Committee, mit der Anfrage, ob er sich vorstellen könne, für das im September des Jahres in Worcester stattfindende Three Choirs Festival ein Orchesterstück zu schreiben. Der nächste Karriereschritt kam also ironischerweise aus seiner Heimat und nicht aus der Musikwelt der Metropole. Elgar sagte zu und schrieb daraufhin an Joseph Bennett, einen einflussreichen Kritiker beim „Daily Telegraph“, mit der Bitte, auf diesen Auftrag hinzuweisen und damit einem jungen Komponisten an einem entscheidenden Punkt in seiner Laufbahn weiterzuhelfen. Er hatte Glück. Die Ankündigung erschien am 12. Januar.

Am 6. April findet sich dann in Elgars Tagebuch der Eintrag: „Began Overture for Worcester“. Im Mai taucht dann auch der Titel erstmals auf. Elgar notiert am 25. des Monats: „commenced ‚Froissart“. Dass eine Konzertouvertüre einen Titel hatte und damit auch einen Assoziationsraum öffnete, war im viktorianischen England in der Nachfolge entsprechender Werke von Beethoven, Weber und insbesondere Mendelssohn gängig. Und so entstanden im späteren 19. Jahrhundert eine ganze Reihe von entsprechenden Kompositionen, die sich meist auf die englische Geschichte oder Literatur bezogen. Daran knüpfte Elgar mit „Froissart“ an.

Froissart – das ist der mittelalterliche Dichter und Chronist Jean Froissart, dessen Chronik des 100jährigen Krieges (bis zum Jahr 1400) eine der ganz großen Schriften ihrer Zeit ist. Froissart stammte aus dem damals zum Heiligen Römischen Reich gehörigen Valenciennes und war ab 1361 am englischen Hofe, wo er zunächst als Dichter und später als Chronist wirkte. Seine „Chroniques de France, d’Angleterre, d’Écosse, d’Espagne, de Bretagne, de Gascogne, de Flandre et lieux circonvoisins“, die ein ausgesprochen farbiges Bild der ritterlichen Welt des 14. Jahrhunderts zeichnen, hatte Elgar über die Erwähnung in Sir Walter Scotts 1816 erschienenen Waverly-Roman „The Tale of Old Mortality“ kennengelernt. Die Welt des Chevaleresken, die Beschreibungen von heroischem Rittertum bis hin zur zarten Minne faszinierte und inspirierte Elgar. Die Arbeit an der Ouvertüre ging darum zügig voran. Ende Juli wurde das Werk vollendet. Elgar stellte der Partitur ein Zitat aus John Keats Gedicht „To **** aus dem Jahr 1817 voran, das den Grundtenor des Werkes noch einmal unterstreichen sollte: „When Chivalry lifted up her lance on high“.

Seine Unsicherheit hinsichtlich der möglichen Aufnahme seiner Komposition im heimischen Worcester indes war erheblich. So schrieb der Komponist zwei Tage nach der Fertigstellung der Komposition an Frank Webb:

„Meine Ouvertüre ist fertig und ich denke nicht, dass sie gefallen wird. Aber versuchen muss man es ja. Meiner eingeschränkten Erfahrung nach sind es die eignen Freunde, die man am meisten fürchten muss. Ich könnte ein nicht ununterhaltsames Buch mit der Kritik an meinen vorangegangenen Versuchen füllen. Wenn ich etwas Langsames geschrieben habe, sagte sie, es wäre besser schnell gewesen; wenn laut, dann hätte es leise sein sollen; wenn fantasievoll, dann feierlich. Mit einem Wort: Bislang habe ich zu Hause immer falsch gelegen

Gedruckt wurde das Werk – gegen Abtretung der Rechte – von Novello. Am 8. August schrieb Elgar an seine Mutter:
„Liebste Mutter. Ich beginne wie immer: keine Neuigkeiten und keine Anzeichen von etwas! Also zu Hause. Alle Dinge sind wie gehabt. ABER: ich war bei Novello & sie werden die Ouvertüre veröffentlichen.“

Die Neuigkeiten und Anzeichen, auf die seine Mutter wartete, bezogen sich im Übrigen auf die Geburt des Kindes, mit dem Alice schwanger war. Sie musste aber nicht mehr lange warten. Carice Elgar kam am 14. August zur Welt.

Gut zwei Wochen später fand schließlich die erste Probe zu „Froissart“ in London statt. Am 8. September gab es dann eine weitere Probe in der Public Hall in Worcester und am 10. September 1890 kam das Werk unter der Leitung seines Komponisten zur Erstaufführung.Der Rücklauf war rundum positiv – nicht nur aus dem Freundeskreis, sondern auch seitens der Presse. Joseph Bennett, der zu Beginn des Jahres auf die Entstehung des Werkes hingewiesen hatte, formulierte nun im „Daily Telegraph“ wohlwollend seinen Eindruck von diesem orchestralen Erstling:

„Ein weiterer herausgehobener Programmpunkt des Konzertes war eine Ouvertüre mit dem Titel ‚Froissart‘, die extra für diesen Anlass von dem lokal ansässigen Komponisten Mr. Edward Elgar komponiert und dirigiert wurde. Das Werk, das den Ton des Chevaleresken gut trifft, ist eines von erheblichem Interesse, das noch mehr von dem Versprechen als von der momentanen Leistung geweckt wird. Es ist in Teilen ungehobelt und es mangelt ihm am großen Bogen, der für Musik modernen Charakters so bedeutsam ist. Aber Mr. Elgar hat sowohl Ideen und Gefühl als auch Anspruch und sollte dazu ermutigt werden, sich beharrlich weiter zu bemühen. Lasst ihr weitermachen. Er wird eines Tages ‚ankommen.‘

11 Jahre nach der Erstaufführung sollte das Werk von Novello neu herausgegeben werden und Elgar machte sich an die Durchsicht und Überarbeitung der Partitur. In einem Brief an seinen Freund und Lektor August Jaeger beschrieb er, wie sein erstes bei Novello erschienenes Orchesterwerk in der Retrospektive auf ihn wirkte: „Mein lieber Jaegerissimo: Ich schicke Dir hiermit alles, was ich hinsichtlich Froissart habe. Was für ein enorm gesundes Zeug das ist – geradezu schamlos in seiner unanständigen jungen Gesundheit! Du meine Güte!“ War ich tatsächlich so?“

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Besetzung
Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, 3 Pauke, Becken, Streicher

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Struktur
Elgars erste Konzertouvertüre folgt im Großen und Ganzen der Sonaten Hauptsatzform, die sich nach Michael Gassmann hier wie folgt darstellt:

Fanfare (T 1-13) – Introduktion (T 14-50) – Exposition (T 51-142) – Durchführung (T 143-232) – Reprise (T 233-291) – Coda (T 292-340).

In den ersten drei Abschnitten werden von Elgar jeweils 2 wesentliche Themen eingeführt werden, sodass es verhältnismäßig viel an Material gibt, dass in der Durchführung verarbeitet werden kann. Daneben gibt es noch motivische Nebengedanken, die für die Durchführung zusätzlich eine Rolle spielen. Es ist dann aber durchaus überraschend, dass das eigentliche Hauptthema der Exposition in der Durchführung keine sonderlich herausgehobene Rolle spielt, sondern das es stattdessen eher der Seitensatz und die beiden Themen aus der Introduktion sind, die hier die motivisch-thematische Arbeit dominieren. Es ist dann insbesondere diese Arbeit, die seitens der Elgar-Forschung Kritik erfahren hat.

So empfand bereits Percy Young die Durchführung als „ermüdend“, Michael Kennedy bescheinigt dem Werk eine gewisse Monotonie, die daher rühre – und das ist in der Sache auch nicht falsch –, dass „die Motive niemals entwickelt, sondern lediglich wiederholt oder augmentiert werden.“ Er kommt zu dem Schluss, dass es „scheine als wüsste Elgar nicht, was er mit ihnen machen solle.“ (Kennedy, Michael: Portrait of Elgar. Oxford 1968, S. 30). Nicht zuletzt dies bringt Diana McVeagh dazu, von einer "unbeholfenen Durchführung" zu sprechen. Michael De-la-Noy meint (zugespitzt wie immer), die Partitur sei weit von Inspiration entfernt, und auch J.P.E. Harper-Scott kann nicht umhin, wenig überzeugende strukturelle Entscheidungen zu diagnostizieren.

All das war Elgar aber offentlichtlich schon kurz nach der Erstauffürhung selbst klargeworden, wie aus einem Brief an Frank Webb vom 8. Februar 1891 hervorgeht. Elgar legt hier den Finger in die eigene Wunde und konstatiert: „Die Ouvertüre für Worcester ist am letzten Donnerstag in Birmingham gespielt worden. Ich denke, sie ist zu lang.“

Davon ab muss man aber auch feststellen, dass die Forschung das Werk nicht als im Grundsatz gescheitert sieht. Natürlich blicken die oben genannten Autorinnen und Autoren differenzierter auf die Komposition, die ja das erste größte Orchesterwerk des Komponisten ist. De-la-Noy beispielsweise findet das Werk insgesamt doch von Interesse, da diese erstmalig deutlich ankündige, was von Elgar noch kommen würde. Harper Scott findet, dass man das Werk doch mit Befriedigung hören könne, weil es durchweg Erfindungsgeist auf hohem Niveau zeige. Es ist Kennedy, der den allgemeinen Konsens am trefflichsten zusammenfasst: „Sie [= die Ouvertüre] ist ein bemerkenswertes Beispiel für zwei Dinge. Zum einen zeigt sie, was Elgar alles schon beherrschte, zum anderen, wie viel er noch zu lernen hatte.“